Rennsteigbeginn in Hörschel |
Da ich nicht wusste wie mir die Wanderung bekommt, waren außer dem Zimmer am Startort nur die ersten zwei Unterkünfte auf der Strecke gebucht, die weiteren Zimmer sollten immer kurzfristig von unterwegs gebucht werden. Ich habe mir im Vorfeld den Wanderführer vom Rennsteig gekauft in dem die Wanderung in 10 Etappen gewandert wird. Ich habe die Etappenlängen etwas verändert, in der Meinung, das ich teilweise längere Strecken laufen kann.
1. Etappe, von Hörschel zum Heuberghaus
Grenzstein |
Bischofstein |
Die erste Etappe verlangte mir schon so einiges ab, zumal ich einen viel zu schweren Rucksack mitschleppte. 20 Kg waren einfach zuviel, ich hatte das Gefühl, der Rucksack zog mich immer wieder den Berg runter. Um 15:00 Uhr rum erreichte ich dann das Heuberghaus, hatte ca. 20 Km geschafft, war aber leider noch nicht am Ziel. Da ausgerechnet an diesem Tag das Heuberghaus komplett belegt war, hatte ich ein Zimmer in Ruhla gebucht, also nun den Rennsteig verlassen und wieder 3 Km den Berg runter. Es war schon frustierend, fast alles, was ich an Höhenmeter gemacht habe, ging ich nun wieder bergab um meine Pension aufzusuchen. Da erwartete mich allerdings eine Überraschung. Die Pension war ein Haus mit Gästezimmer und als ich vor der Tür stand und diese von einer alten Frau geöffnet wurde, kamen mir leichte Zweifel. Nachdem ich meinen Namen genannt habe, sagte die Frau: "Haben Sie nicht abgesagt ?" Mir schwante Böses. Nach vielem hin und her stellte sich heraus, das sie irgendwo etwas falsch geplant hatte.
4 Sterne in Ruhla |
Ohne es weiter zu beschreiben, es war schon sehr merkwürdig, aber jetzt im nachhinein könnte ich mich totlachen. Allerdings hatte diese Unterkunft auch etwas positives, der Sohn der Vermieterin fuhr mich am nächsten morgen wieder den Berg rauf und setzte mich dort ab, wo ich am Vortag den Rennsteig verlassen habe.
2. Etappe, Heuberghaus bis Kleiner Inselberg
Bevor ich wieder am Rennsteig abgesetzt wurde, haben wir noch schnell an der Post in Ruhla gehalten, dort habe ich meine schweren Rucksack ausgemistet und ein Teil des Inhalts als Paket nach Hause geschickt. Der Rucksack wog nun keine 20 Kg mehr, aber war mit ca. 15 Kg ohne Getränke immer noch zu schwer.Auf dem Weg zum Großen Inselberg |
Kurz vorm Gipfel |
Auf dem Großen Inselberg |
Die zweite Etappe war mit 16 Km eine der kürzeren, aber man muß bei den Etappenlängen immer berücksichtigen das auch ein Quartier in der Nähe ist, was auf dem Rennsteig nicht immer selbst-verständlich ist.
3. Etappe, Kleiner Inselberg bis Neue Ausspanne
Der Rennsteig hat viele Gesichter |
..und ich wundere mich, warum er damals nicht auf meinem Geburtstag war |
4. Etappe, Neue Ausspanne bis Oberhof
..morgens im Nebelwald ;-) |
Außer am Anfang der Etappe, als ich von 470 m auf fast 900 m gegangen bin, war dieser Tag ziemlich ruhig. In unmittelbaren Nähe von Oberhof überquerte ich die Trainigsstrecken, auf denen ganzjährig für Skilanglauf, Biathlon und Nordische Kombination trainiert wird. Kinder kamen da auf Skiern mit Rollen angezischt, selbst bergauf mit einem enormen Tempo. Im Hotel angekommen gab es später ein tolles Abendessen, Schwarzbierbraten mit Backpflaumen und Thüringer Klößen. Anschließend wurde mit anderen Gästen das Spiel Deutschland gegen USA geschaut.
Der heutige Tag mit insgesamt 22 Km ein durchschnittlicher.
5. Etappe, Oberhof bis Allzunah
Waldarbeiterdenkmal in Oberhof |
Waldarbeiterdenkmal |
Wegweiser Suhler Ausspanne |
Plänkners Aussicht auf 970 m |
Suhler Hütte |
Jetzt noch die letzten zwei Kilometer und nach knapp 21 Km war wieder eine Etappe vorbei. Das Hotel beherbergt auf dem Gelände noch ein DDR-Bunkermuseum, hier kann man sogar im Bunker übernachten, aber ich habe das Bett oberirdisch vorgezogen.
6. Etappe, Allzunah bis Masserberg
Wohin man schaut, Blaubeeren |
Auf dieser Etappe habe ich die Hälfte des Rennsteigs überschritten,war schon ein tolles Gefühl. Durch die kurzen Strecken am Anfang, immer bergauf, hat sich die Hälfte ganz schön nach hinten verschoben, für die zweite Hälfte der Wanderung habe ich dann nur noch halb so lange benötigt.
Hohlweg nach Masserberg |
Die letzten Kilometer vor Masserberg ging es mal wieder nur steil bergauf, auf zwei Kilometer Strecke von 690 auf 810 Höhenmeter, aber auch das habe ich überstanden. In Masserberg angekommen habe ich meine Pension aufgesucht, den Rucksack aufs Zimmer gebracht und bin dann sofort in die Therme gegangen. Ich wollte, da ich keine Badehose dabei hatte, eine ausleihen, aber da erstmal nichts zu machen. Nach gutem zureden fiel der netten Frau an der Kasse ein, das die ja eine Kiste mit vergessenen Sachen hatten und da durfte ich mir dann etwas passendes aussuchen. Endlich in der Therme ließ ich mich ganz ausgiebig im Soleaußenbecken treiben um anschließend eine dreiviertel Stunde im Whirlpool zu liegen. Ich kam mir anschließend wie neugeboren vor. Dieser Tag schlug wieder mit 21 Kilometern zu Buche.
7. Etappe, Masserberg bis Neuhaus am Rennweg
Für den heutigen war Regen angesagt, viel Regen. Schon in der Nacht wurde ich wach, weil es mächtig an die Fenster prasselte, aber pünktlich zum Beginn der Tour war der Regen vorbei. Doch das hielt nur die ersten paar Kilometer, dann gings es wieder los. Ich kam bis zur Eisfelder Ausspanne, dort blieb ich erst einmal in der Schutzhütte, bis es wieder besser wurde. Der nächste Schauer erwischte mich zwischen zwei Schutzhütten, da war ich irgendwann so nass, das ich mich nicht untersellen brauchte, es lohnte sich nicht mehr. Heute war aber aufgrund des schlechten Wetters das einzige Mal das ich am Mittag in eine Gaststätte einkehrte um mir eine warme Mahlzeit zu genehmigen. An allen anderen Tagen habe ich mich tagsüber nur von Obst und den einen oder anderen Energieriegel ernährt und erst abends in der Pension gegessen.Dreistromstein |
Zum ende der heutigen Tour klarte das Wetter immer mehr auf und die letzten zwei Stunden vorm Ziel war es endlich trocken. Neuhaus war mit gut bekannt, da wir vor einigen Jahren ein paar mal Urlaub im Nachbarort Lauscha verbracht haben und wir uns immer in Neuhaus versorgt haben. Mein gebuchtes Hotel sollte ab dem kommenden Tag für eine Woche Betriebsschließung haben, da im Moment keine Saison ist. Als ich vor der Hoteltür stand, war diese verschlossen, es hing ein Zettel aus, der auf die Schließung hinwies plus einer Telefonnummer. Dort rief ich an und eine nette Stimme verriet mir, das gleich jemand kommt und mich reinläßt. Nach 5 Minuten fuhr ein Auto vor, die Hotelbesitzerin stieg aus und ließ mich rein. Sie händigte mir meine Schlüssel aus und sagte: Frühstück morgen am 8:00 Uhr. AUf dem Weg in mein Zimmer stellte ich fest, das ich der einzige Gast war, von den anderen Zimmern standen teilweise die Türen offen. Später merkte ich, das ich hier völlig allein und vor allem eingeschlossen war. Alle Aussentüren waren abgeschlossen. Zum Glück habe ich ja schon mittags warm gegessen und außerdem wollte ich ja abnehmen. Es hatte aber auch einen Vorteil, denn die Heizung war noch in Betrieb und ich konnte in den angrenzenden Zimmern meine feuchten Sachen über die Heizungen hängen.
Übrigens waren es heute 24 Kilometer.
8. Etappe, Neuhaus am Rennweg bis Steinbach am Wald
Am Morgen war um Punkt acht Uhr die Gaststube geöffnet, ein reichhaltiger Frühstückstisch war gedeckt und nach der Stärkung wurde ich in die Freiheit entlassen. Heute standen 22,5 Km bevor. Das Wetter hatte sich beruhigt, heute sollte es trocken bleiben und auch die Sonne wieder rauskommen. Die Orte in dieser Gegend haben eine lange Glasbäsertradition, in Lausch wurde die gläserne Weihnachtskugel erfunden und hier gibt es Häuser, die haben das ganze Jahr über Weihnachtsschmuck.Auf der Etappe steht der Grenzübertritt nach Bayern an, der Rennsteig verläuft ja auf ca. 13 Km auf bayerischem Gebiet. Außerdem ging es langsam aber sicher wieder bergab, am Start noch bei 850 m und am Ziel dann bei 600 m. Unterwegs Richtung Spechtsbrunn kam ich an einem alten Schieferbruch vorbei, hier galt es noch einen Earth Cache zu erledigen. Außerdem konnten hier noch mal ordentich Blaubeeren genascht werden. Dann ging es noch einmal richtig runter und ich durchquerte Spechtsbrunn, kurz dahinter liegt die "Kalte Küche", hier verlief früher die Zonengrenze. Mit sehr informativen Hinweistafeln wurde hier erklärt, wie die Situation zur Zeit der der Teilung war. Hier überquerte ich die Grenze zu Bayern.
Lost Place Steinbach |
Rennsteiplatte |
9. Etappe, Steinbach am Wald bis Blankenstein
Heute stand die letzte Etappe an, gute 31 Kilometer, bis auf ein eine längere Steigung zum Anfang ging es aber überwiegend bergab. An der höchsten Stelle kam ich am Kurfürstenstein vorbei, das ist der "ranghöchste" Stein am Rennsteig. Hier lag natürlich auch noch ein Cache, der der dem Stein gewidmet ist.Der Kurfürstenstein |
Ein Stein von der Werra zur Saale |
Doris hatte schon ein Zimmer besorgt, nachdem ich mich frischgemacht habe ging es zum essen nach Bad Steben und am Tag darauf zurück nach Berlin.
Geschafft und glücklich |
Nachbetrachtung: Die Wanderung war ein großer Wunsch von mir, aber da ich noch nie so eine Strecke bewältigt habe und nicht wusste was auf mich zukommt, ein großes Abenteuer. Deshalb waren auch nur die ersten Quatiere fest gebucht, der Rest von Tag zu Tag. Das hat übrigens Doris organisiert, da ich während der Wanderung oft kein oder nur schlechtes Handynetz hatte. Mir hat es ein unheimlichen Spaß gemacht, trotz der teilweise großen Anstengungen die es gerade zu Anfang gab. Dadurch, das ich bis auf ein paar kleinerer Gespräche mit anderen Wanderern unterwegs völlig allein war, war es eine unheimliche Entspannung, nur seinen Gedanken nachzuhängen und den Kopf richtig frei zu bekommen. Die Caches auf dem Weg haben sich im laufe der zeit noch zu der stattlichen Anzahl von 34 Stück summiert.
Ich bin sicher, das dies nicht die letzte Rennsteigwanderung für mich war.
Mein Rennsteigorden |
Bis denne
Torsten
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